Die Historie der Firma Gerlach beginnt im Jahre 1881 in Bad Bentheim, an der deutsch-niederländischen Grenze. Um die Umstände und den Ort der Gründung zu verstehen, muss man jedoch ins Jahr 1871 zurückgehen.
Zu dieser Zeit bestand Deutschland aus einer Vielzahl von kleinen Königreichen, Herzog- und Fürstentümern. Das größte Königreich war damals Preußen. Reichskanzler Otto von Bismarck besiegte Frankreich 1870/1871 im Deutsch-Französischen Krieg und annektierte die kleinen Königreiche sowie Herzog- und Fürstentümer. Wirtschaftlich waren diese gegenüber Frankreich und Belgien noch rückständig, Bismarck wollte dies ändern. Um die aufstrebenden Unternehmen in Deutschland zu schützen, führte er Grenzen ein. Hierdurch etablierten sich auch Unternehmen, die sich mit den Grenzzollformalitäten befassten.
Diese Möglichkeit sah auch der in Bad Bentheim wohnende Niederländer Jean Arnaud Corneille Gerlach, der gerade auf einer Fahrt zwischen Europa und Japan sein Schiff verloren hatte und seiner Frau versprechen musste, nicht mehr zur See zu fahren. Zunächst versucht er sich als Unternehmer im Abbau von Sandstein in der Nähe von Bad Bentheim. Doch er sah eine bessere Chance in der jetzt erforderlichen Grenzabfertigung von Gütern.
Gemeinsam mit seinem Partner Jacob Baruch, ein jüdischer Geschäftsmann der ebenfalls Niederländer war und in Bad Bentheim wohnte, beschloss er ein Grenzbüro zu eröffnen. Das Geschäft florierte und so hatten die beiden bereits im Jahr 1883 einen Gewinn von 20.000,- Mark erwirtschaftet –damals eine ganz beträchtliche Summe. Nach 5 Jahren jedoch folgte die Katastrophe: 1886 starben kurz nacheinander Jean Arnaud Gerlach, sein ältester Sohn und Gerlachs Partner Jacob Baruch.
Der einzige in der Familie, der jetzt das Geschäft noch fortführen konnte, war Arnaud , der jüngste Sohn Gerlachs, der in Amsterdam die höhere Handelsschule besuchte. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als im Alter von 17 Jahren das Studium abzubrechen und nach Bad Bentheim zu gehen, um die Geschäfte weiter zu führen. An ein Privatleben war zunächst nicht mehr zu denken. Der junge Geschäftsmann gab sich aber ein Versprechen: Sobald der Geschäftsgewinn über 1 Mio. Mark liegen würde, wollte er eine Weltreise unternehmen. Dieses Ziel war mit der Bilanz am 31.12.1910 erreicht. Von 1912 bis 1913 unternahm Arnaud Gerlach eine Reise nach niederländisch Indien.
1914 begann der 1. Weltkrieg. In den Niederlanden hatte Gerlach schon einige Niederlassungen eröffnet und beschäftigte mehr als 100 Mitarbeiter. Obwohl die Niederlande neutral blieben, waren mehrere deutsche Mitarbeiter eingezogen worden und viele kamen
nicht mehr zurück. 1923 begann die Weltwirtschaftskrise. Kurz vor deren Ende verstarb Arnaud 1929 im Alter von 59 Jahren. Seine Frau übernahm die Leitung der Firma, gemeinsam mit dem Geschäftsführer in Deutschland Konsul Wanke und Herrn De Vries in Oldenzaal. Inzwischen beschäftigte das Unternehmen mehr 200 Mitarbeiter.
Der 2. Weltkrieg war ein Desaster, auch geschäftlich gesehen. Nach dem Krieg übernahmen die beiden Söhne Arnoud (A.J.) und Willem (W.H.) die Geschäfte und mussten viel Aufbauarbeit leisten. Es waren noch 16 Mitarbeiter da, 50% der Gebäude waren zerstört oder beschädigt. Doch das Unternehmen setzte seine Expansion weiter fort – kurze Zeit später war Gerlach in den Niederlanden, Deutschland, Belgien und Österreich vertreten.
Anfang der 70er Jahre wurde das Unternehmen an van Gend & Loos (VGL) verkauft, doch Arnoud blieb bis zu seinem Tod im Jahr 1981 Geschäftsführer. Ende der 80er Jahre ging der gesamte VGL-Konzern an die Royal Nedlloyd Group, Rotterdam. Und 1999 schließlich verkaufte Nedlloyd den Konzern an die Deutsche Post AG, wo sie in die Logistiksparte DHL Freight eingegliedert wurde.
Hier agiert das Unternehmen bis heute unter dem alten Namen Gerlach als Zollabfertigungsspediteur.